Vereine verpachten mehr Kleingärten an Familien

Familie Plura hat sich eine Parzelle im Kleingartenverein „Am Timpenkotten“ zugelegt. Andreas, Jamie und Bianka entspannen in der Sonne.
Familie Plura hat sich eine Parzelle im Kleingartenverein „Am Timpenkotten“ zugelegt. Andreas, Jamie und Bianka entspannen in der Sonne.

Das Interesse an einer grünen Ruheoase in Bottrop ist bei Eltern mit Kindern groß. Die Vorstände der Anlagen sprechen von Generationswechsel.

Das grüne Idyll inmitten der Stadt wird bei Familien beliebter: Immer mehr junge Eltern mieten sich einen Kleingarten an. In den 15 örtlichen Vereinen findet derzeit ein Generationswechsel statt. Die älteren Mieter geben ihre Rückzugsorte altersbedingt auf, häufig ist ihnen die körperliche Belastung zu groß geworden. Dagegen möchten zunehmend Eltern mit ihrem Nachwuchs mehr Zeit im Freien verbringen. Auch das Thema Ernährung spielt eine Rolle. Ihre Kinder sollen sich bewusst damit beschäftigten.

 

Kinderschminken und Spiele

„60 bis 70 Prozent der Interessenten sind momentan junge Familien. Wenn Kleingärten frei werden, sind sie die ersten, die bei unseren Vereinen nachfragen“, sagt Steffen Purlinski, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes der Kleingärtner. „Der Generationswechsel findet seit zehn oder 15 Jahren statt. Aber er hält an.“ Aus diesem Grund würden Vereine mit den Kindergärten oder dem Kinderschutzbund zusammenarbeiten. Das Programm habe sich zum Beispiel bei Sommerfesten oder Weihnachtsfeiern im Laufe der Jahre gewandelt. „Für Mädchen und Jungen gibt es Kinderschminken oder Spiele. Sie werden direkt eingebunden.“

Purlinski unterstreicht: Die Bottroper Vereine begrüßen den Altersumschwung. Der Nachwuchs ist bei den älteren Gärtnern willkommen. „Das gemeinsame Miteinander und der soziale Zusammenhalt wird gestärkt.“ Ein schöner Austausch fände zwischen den unterschiedlichen Generationen statt. „Die Kinder lernen, dass das Gemüse nicht bei den Discountern wächst, sondern in der Natur.“

Kooperation mit Kindergarten

Im Kleingartenverein „Am Timpenkotten“ im Batenbrock wird der demografische Wandel deutlich sichtbar: Von 39 Parzellen sind 15 an Familien mit Kindern vermietet. Drei kamen in den letzten anderthalb Jahren hinzu. „Wir richten das Programm unserer Feiern so aus, dass die Mädchen und Jungen direkt miteinbezogen werden. Dabei hilft uns die Kooperation mit dem Kindergarten St. Hedwig“, erklärt der Vereinsvorsitzende, Mike Fleger. Das sei auch für das Oktoberfest am 30. September geplant, das Fest werde für die Jugend mitgestaltet.

 

Der Kleingartenverein „Overbeckshof“ verzeichnet eine deutliche Zunahme junger Mieter. In den letzten sechs Jahren wechselten von den 84 angebotenen Gärten 50 den Besitzer. „Es gab nur drei Leute, die im Rentenalter eine Parzelle gepachtet haben“, sagt der Vorsitzende Detlef Bahn, der seit zwei Jahren dieses Amt bekleidet. Der Bottroper beobachtet zudem einen Trend, der sich in der Anlage am Stadtgarten abzeichnet. „Viele neue Mieter, die sehr motiviert anfangen, halten meist vier oder fünf Jahre durch. Danach stellen sie fest: Die Pflege ist zu viel Arbeit.“ Bahn vermutet, dass in den kommenden 20 Jahren kaum noch Ehrenabzeichen für langjährige Mitgliedschaften vergeben werden können, da es solche Empfänger nicht mehr gibt.

 

Engagement für Feierlichkeiten

„Unsere Anlage besteht seit 1932. Viele Gärten sind in alter Hand. Die Mieter wollen ihre Parzellen eigentlich nicht abgeben, sie können aber nicht mehr. Wir erleben momentan einen starken Umbruch. Das ist seit den letzten zwei Jahren so“, sagt Sabine Eggert, Vorstandsmitglied des KGV Beckheide.

Auch dort sind junge Familien mit Kindern an einer Mitgliedschaft interessiert. „Einige der Mieter sind sofort mit ihrem Garten glücklich, andere probieren aus, ob die Pflege etwas für sie ist“, so die Kassiererin. Sehr schön sei es, dass sich die Mitglieder engagieren würden, „und sei es auch nur, dass sie einen Kuchen mit Vereinsschriftzug zum Sommerfest bringen“.

 

Verhaltensordnung bleibt

Der KGV würde im Gegenzug ebenfalls etwas für sie tun. Eggert: „Nikolaus- und Weihnachtsfeiern richten sich bei uns direkt an die Eltern und den Nachwuchs. Ein Mitglied verkleidet sich und teilt Geschenktüten aus.“ Der KGV Beckheide hat derzeit 95 Gärten, davon geht ein Viertel an junge Familien.

An den Verhaltensordnungen der Vereine hat sich in den letzten Jahren – trotz des Altersumschwungs – nichts getan. „Die Vorlagen des Gesetzes und der Stadt machen eine Änderung nicht möglich“, so Steffen Purlinski vom Bezirksverband.

 

Informationen zum Bezirksverband

Nach Angaben des Bezirksverbandes der Kleingärtner sind in Bottrop 544 495 Quadratmeter als Kleingartengelände ausgewiesen. Diese stellen einen beachtlichen Teil der öffentlichen Grünfläche unserer Stadt statt dar, die von den Gärtnern gehegt und gepflegt werden. Bottrop hat 15 aktive Kleingärtnervereine, 1138 Gärten und rund 2050 Mitglieder, die sich auf die Anlagen verteilen.

 

Wer mehr über die einzelnen Vereine erfahren möchte, der findet genauere Informationen auf www.bzv-bottrop.de

 

Quelle: www.waz.de